Black Heaven - Datum: 07.02.2002








Die Geschwister Thalia und Martin Schindler sind euch vielleicht bereits bekannt geworden durch ihre Hauptband Mantus, die seit 1997 existiert. Unter diesen Namen haben sie soweit zwei dunkel-romantische Gothik Rock Alben veröffentlicht ("Liebe und Tod", 2000; "Abschied", 2001) und die Anerkennung von Presse und Fans gewonnen. Seit dem Frühling 2001 ist auch ein Nebenprojekt von den Beiden ins Leben gerufen worden, nämlich Black Heaven. Doch aufgepasst: hier geht es keineswegs um Goth-Rock! Black Heavens Debut "Chapter One" (am 5. Oktober 2001 durch Trisol erschienen) enthält tanzbare elektronische Clubsongs, die durch Martins tiefen Vocals und Thalias sauberen Gesanglinien gefühlvoller und düsterer geworden sind.
Über die Themen von "Chapter One", die Szene, die Gotik-Mentalität, Liebe, Tod, Gewalt, der Weg, das Ziel und noch mehr hat uns Martin Schindler (Musik und Gesang) vieles mitgeteilt...

Interview
Mantus und Black Heaven

"Mit den beiden Projekten, die ich jetzt mache, bin ich schon mal sehr zufrieden und sie sind musikalisch sehr gegensätzlich. Diese beiden Projekte werden sicherlich eine lange Zeit bestehen. Wenn es die Zeit erlaubt, wird es noch weitere Projekte geben, denn Einfälle und Songideen habe ich massig. Trotzdem will ich Mantus immer den Vorrang geben, denn es ist für mich etwas ganz besonderes und der Anfang von allem."

Thalia

"Thalia hat eine wunderbare Stimme und man kann sehr gut mit ihr zusammenarbeiten. Ihre Stimme passt sowohl zu rockigen, gitarrenlastigen Stücken wie bei Mantus, aber auch zu Black Heaven Songs. Wenn es sich machen lässt, wird sie auch weiterhin die meisten weiblichen Gesangsparts übernehmen. Ich mag an ihrer Stimme, daß sie sehr erotisch rüberkommt, aber auch kindlich und unschuldig. Sie singt nicht in "Heavenly Voices" Regionen, deshalb versteht man ihre Worte und kann dem Text folgen, was mir immer sehr wichtig ist. Außerdem passen unsere beiden Stimmen sehr gut zusammen und man hat die Möglichkeit, auch Duette zu singen."

Popularität?

"Black Heaven ist noch nicht so sehr populär, was ja auch verständlich ist, denn die Debut CD ist ja erst vor kurzem erschienen. Wenn ich den gleichen Erfolg wie mit Mantus erwarten könnte, wäre ich natürlich mehr als zufrieden. Bei Black Heaven besteht natürlich die Chance durch die Clubs bekannt zu werden. Eigentlich kann ich noch gar nichts genaues darüber sagen wie Black Heaven so bei den Leuten angekommen ist, denn von der Plattenfirma habe ich noch nichts konkretes gehört und ich kann mich nur auf das Feedback berufen, das mich in Form von Mails und Briefen erreicht. Auf jeden Fall ist es ein gutes Gefühl, daß die Alben weltweit erhältlich sind und jedermann aus den verschiedensten Kulturkreisen die Möglichkeit hat, meinen Klängen zu lauschen. Ich sitze auf meinem Sofa und schreibe einen Song und drei Monate später schreibt mir ein Fan aus Südamerika seine Meinung dazu, das finde ich nach wie vor faszinierend. Die meiste Hörerschaft habe ich natürlich in Deutschland und Österreich und in dieser Szene erfreuen sich meine Projekte schon großer Bekanntheit."

Clubs

"Ich mag es, wenn Menschen gleicher Gesinnung zusammentreffen und sich ein Gefühl der Verbundenheit entwickelt. Ich mag laute Musik und wenn man tanzt bis zum umfallen, neue Leute treffen und beobachten und wirklich das ausleben können, was im Alltag oft schwierig ist.

Black Heaven ist zum größten Teil Clubmusik und sie ist dafür da, auch in Clubs gespielt zu werden. Der Trend geht leider weiter in Richtung Elektro und Eingängigkeit, deshalb, denke ich, ist meine Musik dafür gut geeignet. Ich habe zwar versucht tanzbare Musik zu schreiben, doch konnte ich nicht auf Gefühl und Melodik verzichten und so hebt sich Black Heaven doch ein wenig von gängiger Clubmusik ab, denn es ist Romantik vorhanden, die durch elektronische Stilmittel oft schwer zu erreichen ist.

Die Clubszene an sich ist leider immer noch ziemlich klein und es gibt kaum Diskos, die sich hauptsächlich dem Gothic verschreiben. Entweder muß man weite Wege in Kauf nehmen, oder man hat eine gute Party einmal im Monat, zumindest ist es in meiner Stadt so. Ich denke in Städten wie Berlin ist es sicher ein wenig anders."

Gotik...

"Gotik ist eine Lebensweise und eine Weltanschauung, die mich beeindruckt und die ich liebe. Oft wird sie falsch oder gar nicht verstanden, weil sie eben aus persönlichen Gefühlen und Gedanken besteht und für jeden Menschen ist Gotik etwas anderes. Es ist nichts konkretes und das macht diese Lebensweise so vielschichtig und interessant, aber deshalb auch undurchsichtig und Außenstehende können dem oft nicht so ganz folgen. Deshalb gehören die Vorurteile schon genauso zur Szene wie ihre wirklichen Inhalte. Der Einzelne steht im Vordergrund und er besteht aus persönlicher Wahrheit die nur für ihn selbst gelten kann."

Schwarz

"Schwarz ist meine ganz persönliche Farbe. Sie steht zum einen für Kompromisslosigkeit und Stärke, ist aber auch Bindeglied von romantischen Idealen und der Wirklichkeit oder von Spiritualität und Nihilismus. Jeder Mensch hat, glaube ich, eine Farbe, die zu ihm passt, und ich habe in meinem Leben viele Veränderungen erlebt und viele Richtungen und Lebensweisen ausprobiert, doch nur wirklich in der Schwärze fühlte ich mich ein wenig zu Haus, denn es ist Teil meiner Persönlichkeit. Trotzdem denke ich, daß ich offen bin für alles äußerliche und so fließen blau, für die Melancholie, oder rot, für Liebe und Zärtlichkeit, in mir zusammen, doch alles, was aus mir heraus entsteht, ist im Ursprung schwarz."

Aggression

"Ich versuche ein ausgeglichener Mensch zu sein, doch es gibt Themen und Geschehnisse, die mich einfach wütend machen und die mich oft zur Verzweiflung bringen, wenn man seine eigene Ohnmacht erkennt. Man hört zur Zeit immer wieder die Sprüche, daß man die Verbrecher in Afghanistan doch alle platt machen sollte, man sieht im Fernsehen die Bombenangriffe der USA die ganze Städte und Dörfer samt Bevölkerung zerstören. Das Leben eines Nichtamerikaners scheint nur halb so viel wert zu sein wie alle anderen. Es geschieht so viel Ungerechtigkeit auf dieser Welt die mich traurig stimmt. Kinder verhungern, Ausländer werden grundlos zusammengeschlagen und Randgruppen systematisch unterdrückt. Grundsätzlich denke ich, daß Gewalt immer die falsche Lösung ist und doch sollte man nie den großen Richter spielen. Ich höre in den Nachrichten, daß eine Frau grausam vergewaltigt und anschließend ermordet wurde und sofort kommt mir der Gedanke, daß man diesen Psychopathen auf der Stelle erschießen sollte. Ich denke, die Situation entscheidet zwischen Recht und Unrecht. Ein Volk wird jahrelang unterdrückt und ausgebeutet, es kommt zum Aufstand und im revolutionären Gefecht sterben viele Beteiligten. Ist die Gewalt gerechtfertigt, sobald sie von der Masse ausgeht, weil sich ein kollektiver Hass entladen muss? Der Pazifismus wird sich niemals ganz durchsetzen können, denn wir sind alle Menschen und werden von Gefühlen geleitet. Hass ist ein abscheuliches Gefühl, doch er gehört zu uns wie alles andere.

Ich habe doch meine Musik und dort kann ich all den Hass in Traurigkeit verwandeln..."

Lebendig oder begraben?

"In mir herrscht ein starker Lebenswille. Das war wahrlich nicht immer so, aber ich habe erkannt, worum es mir wirklich geht und worin der Sinn für mich bestehen kann. In der Gedichtvertonung „Lebendig begraben“ (das letzte Song auf "Chapter One") spielt der Tod seine größte Rolle und es handelt davon, daß ich mir meiner eigenen Sterblichkeit und der Unumgänglichkeit des Todes bewusst wurde. Das ist sicher nichts ungewöhnliches, doch hat mich diese Erkenntnis innerlich aufgefressen. Der Tod lähmte mich und das Leben konnte sich nicht entfalten. Alle meine Gefühle und Gedanken wurden auf einmal nichtig und klein. Ich schaufelte mir mein Grab durch mein eigenes Bewusstsein, denn ich fühlte mich nicht mehr wirklich frei.

Heute weiß ich, dass man den Tod lieben und zumindest akzeptieren kann, doch muss man sich immer eine gewisse Distanz bewahren, denn sonst verliert man sich in seiner Macht."

Liebe

"Ich glaube an die Liebe, denn sie ist der einzige wirkliche Grund auf Erden zu wandeln."

Der Weg...

"...ist..."

...das Ziel...

"...doch auf musikalischer Ebene habe ich festgestellt, daß ich erst dann zufrieden bin, wenn ein Song wirklich im Kasten ist. Der Werdegang eines Songs macht mir Spaß und ist sehr interessant, doch Erfüllung verspüre ich erst, wenn ich das Endprodukt höre und nichts mehr verändern will. Der Weg ist für mich das Auskosten des Augenblicks und der Wille zur Spontaneität, das Ziel ist dann die Anhäufung und die Komprimierung dieser Momente und alles verschmilzt zu einen großen Ganzen. Wichtig ist es, sich seiner Sache sicher zu sein. Man hat ein Ziel vor Augen und muss dann die Wege finden, um es zu erreichen. Man muss es einfach tun, das ist der Schlüssel."

Autor: Deni / Walls of Fire


Interview "Gothica / South Africa" 01.02.2004
Rezension "Obscurity" METAL.de