Promofabrik 05/2009

Mailer-Interview zur aktuellen EP "Königreich der Angst"
Jahrelang hatten sie sich ein Schweigen gehüllt, hatte man sie für „tot“ gehalten. Doch ganz offensichtlich, haben MANTUS die Zeit genutzt. Denn schon kurze Zeit nach dem Release ihres Wiederauferstehungsalbums „Requiem“ legen sie jetzt die EP „Königreich der Angst“ nach.


Lucy: Hallo Tina, hallo Martin und vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt, uns ein paar Fragen zu beantworten!
Zu allererst würde ich euch bitten, euch kurz einmal unseren Lesern vorzustellen.
Wer zeichnet sich für welche Aufgaben verantwortlich?

Tina: Ich mache den Gesang bei MANTUS und übernehme auch verschiedene andere Dinge, die mit der Musik einhergehen. Martin ist eigentlich für alles andere musikalische und produktionstechnische verantwortlich.

Lucy: Wie würdet ihr persönlich eure Musik beschreiben?

Martin: Ich sehe MANTUS als eine Symbiose aus Härte und Zerbrechlichkeit. Das spiegelt sich auch in fast allen Elementen in unserer Musik wider, sei es der Wechselgesang, der Songaufbau oder die Texte. Das eine existiert durch das andere, also eine Form von Dualismus. Ich denke, unsere Musik zeichnet sich durch den melancholischen, und zu gleichen Teilen romantischen Grundcharakter aus; außerdem sind es wohl es die deutschen Lyrik, die einen Großteil der Identität ausmachen.

Lucy: Wie und wann habt ihr beiden eigentlich begonnen, Musik zu machen?

Martin: Musik in einer professionellen Art machen wir seit dem Jahr 2000. Aber ich glaube, so mit 14 Jahren habe angefangen, immer wieder Songs zu schreiben und Gitarre zu spielen.
Tina: Ich habe glaube ich auch so mit 14-15 Jahren angefangen, mir mit einer Freundin zusammen gemeinsam Gitarre selbst beizubringen. Professioneller ist zumindest das mit dem Gitarre spielen bei mir dann aber auch nicht geworden.

Lucy: Wart ihr vor der Gründung von „Mantus“ eigentlich schon in Bands oder Projekten musikalisch aktiv?

Martin: Musikalisch aktiv würde ich das nicht nennen, wenn ich mal die Zeit rauslasse, wo ich in der Schulband mitgewirkt habe. Musik hat immer schon eine Rolle gespielt, aber es ging eher in die Richtung freies Improvisieren mit Freunden. Kunst an sich stand eher im Mittelpunkt und Musik war eines der Elemente um sich auszudrücken.

Lucy: Bekommt ihr in Bezug auf Mantus auch Unterstützung von anderen Musikern?

Martin: Bei den Albumproduktionen hatten wir in der Vergangenheit hin und wieder Unterstützung von einzelnen Musikern, mittlerweile produziere ich alles alleine. Bei den zukünftigen Live Auftritten von MANTUS werden wir allerdings von zwei Musikern unterstützt, einer an der Gitarre und ein Keyboarder.

Lucy: Könntet ihr euch eine Zusammenarbeit mit anderen Musikern vorstellen oder besser, mit wem würdet ihr gern einmal Musik machen?

Martin: Das könnte ich mir schon vorstellen und würde es für die Zukunft auch nicht ausschließen. Wenn man kreative Ideen zusammenwirft, können wirklich sehr interessante Sachen dabei herauskommen. Mit den „Einstürzenden Neubauten“ z.B. würde ich gerne mal was machen.
Tina: Mit Ville Laihiala, das ist der Sänger von Poisonblack, würde ich gern mal ein Stück zusammen singen und aufnehmen. Ich finde seine Stimme einfach großartig.

Lucy: Wie ist das eigentlich, als Geschwister über so viele Jahre und in drei verschiedenen Projekten oder Bands zusammen zu arbeiten?

Martin: Naja, es gab nie Probleme zwischen uns und wenn man sich darüber im Klaren ist, dass die ganze Sache sehr viel Enthusiasmus und Idealismus verlangt, dann funktioniert das sehr gut. Ich denke, in unserem Fall hat die Tatsache dass wir Geschwister sind nur Vorteile, denn man kennt sich halt sehr gut und viele Diskussionen, die man vielleicht mit anderen Menschen hätte, kommen gar nicht erst auf. Wir haben unsere Rollenverteilung und damit fahren wir seit vielen Jahren sehr gut.
Tina: Ich finds einfach nur toll! Durch die Musik verbringen wir natürlich noch sehr viel mehr Zeit miteinander, als wir es sonst wahrscheinlich tun würden und es schweißt natürlich auch noch viel mehr zusammen.

Lucy: Was sagen Eltern, Freund und Bekannte dazu, dass ihr eine musikalische Laufbahn eingeschlagen habt?

Martin: Wahrscheinlich habe ich nur eine Freundin, weil ich Musiker bin :) Nein, also erstmal muss ich wohl der Illusion widersprechen, dass man von der Musik leben kann. Mein Umfeld findet es sehr gut, dass ich so etwas mache, gerade weil es was außergewöhnliches ist.
Tina: Bei mir ist es ähnlich. Obwohl ich schon Menschen kenne, die nur schwer nachvollziehen können, wie man so viel Zeit, Energie und Leidenschaft „nur“ in Musik stecken kann.

Lucy: Neben vielen Elementen aus der klassischen und der Rockmusik hört man auf eurer neuen EP „Königreich der Angst“ verstärkt Metal-Gitarren, die an Doom Metal erinnern. Meint ihr, dass Leute, die eure Musik gut finden, aber ansonsten wenig bis gar keinen Metal hören, über „Mantus“ auf den Geschmack von Metal kommen könnten?

Martin: Also ich denke, wir benutzen Metal Elemente und mischen die Gitarren lauter rein als bei früheren Produktionen, aber ansonsten sind wir doch eher atmosphärisch und auch zu ruhig um generell das Metall-Lager anzusprechen. Sicherlich wird es da Überschneidungen geben, ich persönlich höre ja auch viele unterschiedliche Sparten von Musik, aber Gothic hat schon noch seinen ganz eigenen Charakter und ich denke, selbst der Begriff „Gothic Metal“ wäre nicht so ganz angebracht.
Tina: Wir haben einfach unseren Stil in diese Richtung erweitert.

Lucy: Der Projektname „Mantus“ leitet sich ab vom etruskischen Unterweltsgott. Besteht bei euch ein besonderes Interesse an antiken Kulturen, oder woher kam die Idee zu diesem Namen?

Martin: Der Name MANTUS sollte natürlich ein bedeutungsschwerer und aussagekräftiger Bandname sein, der die Musik widerspiegelt und auch eine gewisse Tiefe in sich birgt. Als ich damals den Namen wählte, schrieb ich gleichzeitig einen Roman, in dem die Namen der Figuren alle mit M anfingen und mit S aufhörten, wie Mephistopheles oder Morpheus, um die eigene Introvertiertheit zu thematisieren, und in diesen Kontext fiel dann auch der Name MANTUS.

Lucy: Am 5. Mai 2006 hattet ihr euch offiziell vom Musikgeschäft verabschiedet und man konnte u. a. im Interview mit dem „Orkus“ nachlesen, dass Martin sich sicher war, dass es „Mantus“ nicht mehr geben wird. Wie kam es aber dann nach so kurzer Zeit dazu, dass ihr eure Meinung doch wieder geändert habt?

Martin: Wir haben uns Ende 2004 aufgelöst, danach folgte dann noch eine Best-of Veröffentlichung und eben auch einige Interviews. Im Ganzen waren es also 4 Jahre und für mich war das eine sehr große Zeitspanne, in der „Mantus“ nicht mehr der Mittelpunkt in meinem Leben war. Ich habe einige Zeit gebraucht, um zu merken, dass mir etwas sehr bedeutendes fehlte, was ich immer für selbstverständlich gehalten hatte. „Mantus“ lebt in mir drinnen und ist ein Teil von mir, und diese Art von Musik muss ich einfach nach außen bringen. Ich lebe in den Gefühlen und Gedanken die diese Musik ausdrückt und wenn es „Mantus“ nicht gäbe, würde ich mich selbst verleugnen.

Lucy: Kann man die Zeit zwischen dem vorübergehenden Abschied und der Ankündigung zum Comeback im November 2008 als eine Art kreative Schaffenspause für „Mantus“ betrachten oder habt ihr in dieser Zeit evtl. schon an neuem Material gearbeitet?

Martin: Im Frühjahr 2008 habe ich zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt, „Mantus“ wieder ins Leben zu rufen, mehr aber auch nicht. Als ich mich dann irgendwann dazu entschlossen hatte, war es, als ob eine große Last von mir abgefallen wäre und ich habe mich hingesetzt und in zwei oder drei Wochen das ganze Album geschrieben. Es ist einfach alles aus mir herausgeströmt und noch immer ist es so, als ob ich innerlich brenne vor Tatendrang.

Lucy: Kommen wir nun zu eurer aktuellen EP „Königreich der Angst“. Gibt es eurer Meinung nach in Sachen Sound und Text Unterschiede zwischen dieser CD und eurem Comeback-Album „Requiem“?

Martin: In Sachen Sound und Produktion ist diese EP praktisch eine Fortsetzung des „Requiem“ Albums mit einigen kleinen Modifikationen; bis natürlich auf den „Black Heaven“ Remix der, bedingt durch den elektronischen Stil, soundmäßig davon abweicht. Nach wie vor bin ich mit dem „Requiem“ Album sehr zufrieden und deshalb gab es für mich wenig Gründe viele Dinge zu verändern. Inwieweit diese EP eine Weiterentwicklung unseres Sounds darstellt, kann ich nicht sagen, weil ich dafür zu eng an der Sache bin und das sollen vielleicht andere beurteilen.
Tina: Bei den Texten insgesamt gibt es Unterschiede zu der ersten Dekade von „Mantus“, also alles was vor „Requiem“ kam, und danach. Trotzdem glaube ich, dass wir unsere ganz typische Charakteristik bei den Lyrics beibehalten haben bzw. könnte man das wohl gar nicht ablegen. Einen „Mantus“ Song erkennt man am Songwriting, aber auch an den Lyrics.

Lucy: Was kann man unter dem Titel „Königreich der Angst“ verstehen und was bedeutet dieser für euch?

Martin: „Königreich der Angst“ soll als großes Bildnis für das Seelenleben eines Menschen verstanden werden, welches jegliches Handeln und Denken bestimmt. Ich denke, Angst ist eines der zentralen Themen, die das Wesen eines Menschen ausmachen. Da dieses Gefühl die eigene Existenz bedroht, findet sich vieles nur im Unterbewusstsein wieder und ich denke, nicht viele Menschen könnten die wirklichen Motive ihres Handeln benennen, oder aber sie würden sich diesen Dingen nicht stellen wollen.
Dieser Gedankengang ist die Grundlage des Titels und im konkreten habe ich es im gleichnamigen Song auf die zwischenmenschliche Ebene bezogen, um das Wesen der Liebe zu hinterfragen.

Lucy: Wer schreibt bei euch die Texte und welche Geschehnisse fließen mit ein?

Martin: Ich schreibe die Texte und meistens sind sie sehr persönlicher Natur. Soll heißen, meine innersten Gefühle und Gedanken, praktisch mein ganzes Leben finden in den Texten Ausdruck.

Lucy: Ende letzten Jahres habt ihr ebenfalls angekündigt, dass ihr von nun an auch live auftreten wollt. Mit der gemeinsamen Band „Sepia“ konntet ihr schon Live-Erfahrungen sammeln. Wie werdet ihr mit „Mantus“ Live-Auftritte realisieren?

Tina: Live werden wir von zwei weiteren Musikern an der Gitarre und an den Keyboards unterstützt. Die Zeit mit „Sepia“ hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass es nun auch „Mantus“ live geben wird. Wie unsere Auftritte im speziellen ablaufen, darf man sich überraschen lassen :)

Lucy: Ist euer Auftritt auf dem „Amphi Festival“ dieses Jahr euer Bühnen-Debüt mit „Mantus“ oder stehen vorher noch kleinere Auftritte an?

Tina: Nein, das Amphi Festival wird unser offizielles Live Debut sein. Es ist ein großes, namhaftes Festival und für uns sicherlich eine gute Plattform um uns live zu präsentieren.

Lucy: Neben Sepia und Mantus gibt es ja auch noch eure Band Black Heaven. Wie bekommt ihr das alles unter einen Hut?

Martin: Tja… irgendwie geht es. Es ist schon eine Mordsarbeit und ohne den nötigen Idealismus könnte man das ganze wohl nicht durchziehen. Es ist ja nicht nur die Musik, sondern es gehören noch so viele andere Dinge dazu um die man sich kümmern muss. Aber es ist nun mal mein Lebensinhalt und ich habe das frei bestimmt, deshalb möchte ich es auch gar nicht anders haben.

Lucy: Gibt es verschiedene Herangehensweisen bei „Mantus“, „Black Heaven“ und „Sepia“, sei es das Texten, das Songwriting oder die Produktion betreffend?

Martin: Ja, die gibt es. Die drei Bands leben von ihren unterschiedlichen atmosphärischen Elementen und so gehe ich auch das Songwriting an. Bei „Mantus“ sind es oft die tragenden Melodien, die das Leitmotiv eines Songs ausmachen, deshalb beginne ich z.B. mit dem Piano oder mit Streichern, und die Rhythmusfraktion wird später unterstützend eingesetzt. Bei „Sepia“ sind es eher Gitarrenriffs die am Anfang stehen, und bei „Black Heaven“ sind es die Synthesizer, je nachdem in welche Richtung Elektro es gehen soll, denn bei „Black Heaven“ gibt es wohl die größte Menge an unterschiedlichen Sounds.
Die Songtexte als wirklich fertige Texte kommen bei mir in der Regel nach der Musik, also passe ich mich der entsprechenden Atmosphäre an, die ich mir selbst vorgebe.

Lucy: Mit Black Heaven seid ihr im Roster des Labels Scanner, mit Mantus bei Trisol. Nach welchen Kriterien habt ihr die Labels ausgewählt oder sind die Labels auf euch aufmerksam geworden?

Martin: Als ich damals mit der Musik begonnen habe, hatte ich nicht wirklich Ahnung von dem ganzen Drumherum; wichtig war mir, einen Plattenvertrag zu haben und meine Musik veröffentlichen zu können. Wir sind dann bei „Trisol“ gelandet, zwischen 2001 und 2004 übrigens auch mit „Black Heaven“, und haben wirklich Glück gehabt, ein so ausgezeichnetes Label gefunden zu haben. Ich denke, die Erfolge über die Jahre gibt ihnen Recht, dass sie sehr gute Arbeit leisten. Generell ist mir bei einem Label wichtig, dass ich in meiner künstlerischen Freiheit unberührt bleibe, denn ich denke, nur so kann wirklich individueller und außergewöhnlicher Output entstehen. Und diese Grundhaltung erwarte ich bei einem Independent Plattenlabel.

Lucy: Könnt ihr uns Unterschiede zwischen den beiden Labels, das Handling betreffend, nennen?

Martin: Mit beiden Partnern läuft es sehr freundschaftlich ab. Natürlich gibt es Punkte, die man bei dem einen besser findet und bei dem anderen nicht so gut, aber ich glaube, das gehört nicht hierher. Wenn eine Plattenfirma von einem Album oder einer Band überzeugt ist, dann arbeiten sie auch entsprechend.

Lucy: Gibt es besondere Bands, die euch beeinflussen?

Martin: Nein, gibt es nicht. Allerdings nehme ich vieles um mich herum wahr und das wiederum fließt in die eigene Musik mit ein. Inspiration geschieht oft auf unbewusstem Wege.

Lucy: Welche Musik hört ihr denn privat?

Tina: Hauptsächlich Rock und Metal. Aber auch schon mal etwas ruhigeres und düsteres. Das ist bei mir sehr stimmungsabhängig.
Martin: Ich mag düstere und melancholische Musik, gerne darf es auch mal härter sein.

Lucy: Was macht ihr neben der Musik noch so in eurer Freizeit? Oder bleibt euch bei den drei Projekten nicht viel Zeit dazu?

Martin: Wenn ich Zeit habe schaue ich mir gerne gute Filme an, oder ich lese. Leider schaffe ich momentan viel zu wenig Bücher pro Jahr als ich eigentlich lesen möchte. Ansonsten gehe ich auch mal gerne auf Parties oder irgendwelche Events.
Tina: Wenn ich denn dann tatsächlich Freizeit habe, treffe ich mich gerne mit meinen Freunden. Das ist mir auch sehr wichtig. Ansonsten das übliche würde ich sagen. Bisschen Sport, mal Feiern gehen oder einen netten DVD-Abend.

Lucy: Wie schaut es in der Zukunft von Martin und Thalia aus? Was ist als nächstes geplant?

Tina: Eine Menge. Man darf sich überraschen lassen… :)

Lucy: Vielen Dank für eure Zeit und das Beantworten unserer Fragen. Vielleicht habt ihr noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Tina: Wir bedanken uns und einen liebe Gruß und vielen Dank an alle, die an uns glauben und uns unterstützen. Ich hoffe, wir sehen uns dann ganz bald mal auf einem Konzert.



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