METAL HEART 07/2001

METAL HEART (Juli 2001)

Interview mit Martin Schindler

Vielleicht kannst Du zu Anfang kurz die Entwicklung von Mantus Revue passieren lassen, wie und aus welcher Motivation ist Mantus entstanden, welche Entwicklungen hast Du durchgemacht, und speziell, was hat sich seit dem Debutalbum verändert?
Martin: Songs und Texte schreibe ich schon mein ganzes Leben lang. Anfangs war die musikalische Ebene sehr breit, wobei aber immer eine melancholische Grundstimmung in den Songs vorherrschte. Als ich vor ein paar Jahren begann die ersten Mantus Stücke zu schreiben, wollte ich diese Grundstimmung mit romantischen Elementen verbinden. Die ersten Songs, die teilweise auch auf der "Liebe und Tod" zu hören sind, bestechen hauptsächlich durch einen Dark Wave Sound, durch verträumte Synthies die auf dunkel-romantische Lyrics treffen. Da meine Wurzeln allerdings in harten Gitarrenklängen liegen und ich auch die meisten Songs auf der Gitarre schreibe, wollte ich zu meinen Ursprüngen aus hart und gefühlvoll zurückkehren. Auf dem Debut ist dieses nur angedeutet, was ich mit der "Abschied" dann verwirklicht habe und von der musikalischen Seite ist die zweite CD durchaus persönlicher und ehrlicher und entspricht eher meinem Wesen und meiner Intention als das Debut. Ich habe mich mit dem aktuellen Album bewusst in diese Richtung entwickelt und diese Richtung wird im Grunde genommen erst mal beibehalten, wobei es jetzt an der Zeit ist, die Details und die Feinheiten zur Geltung kommen zu lassen.

Mit welchen Vorstellungen und Zielen bist Du an die Arbeit für das neue Album gegangen? Setzt Du Dir klare Ziele, wenn Du an einem Album arbeitest oder stellt das vielmehr einen fortlaufenden Veränderungsprozess dar, den Du nicht bewusst steuerst?
Martin: Wenn ich anfange neue Songs zu schreiben, geschieht das erst mal spontan und ich lasse meinen Ideen und Gefühlen freien Lauf. Bei "Abschied" haben sich Musik und Texte von Anfang an ganz unbewusst in eine Richtung entwickelt und ich wusste ziemlich schnell was ich wollte und wie es nachher klingen sollte. So habe ich mich zu einem Konzeptalbum entschieden, das sich mit dem Wahnsinn in all seinen Variationen auseinandersetzt. Grundlage hierfür ist eine Drogenvision die ich in meiner Jugend hatte und die mich seither verfolgt. Diese Vision wird auf dem Cover der CD dargestellt und alles in mir schrie danach, mich dieser Situation, den Ängsten und Hoffnungen, zu stellen. Von der musikalischen Seite her hatte ich mir einen bestimmten Sound vorgestellt der es letztendlich auch geworden ist. Auf dem Debut habe ich hauptsächlich mit Drumsamples, elektronischen Elementen, Synthies und Computern gearbeitet. Kurz darauf habe ich einen Song mit kompletter Band, also Schlagzeug, Gitarren, Bass und Synthies aufgenommen und dabei habe ich gemerkt was es für ein bedeutender Unterschied ist, die Musik wirklich "von Hand" zu machen. Alles ist viel intensiver, ehrlicher und besser und so habe ich beschlossen, diesen Stil auch auf ein ganzes Album anzuwenden. Auf der "Abschied" findet sich romantischer Gothic mit rockigen Elementen wie ich ihn immer machen wollte.

Wo liegen die Ursachen für Deine Musik, was treibt Dich dazu, einen Song zu machen?
Martin: Ich finde die Welt in der wir leben ist traurig und doch wunderschön. Ich möchte durch meine Songs Gefühle hervorrufen die dieses Weltbild widerspiegeln. Ich möchte Musik machen die von persönlicher Wahrheit zeugt, welche die Tragweite des Lebens in sich birgt und dadurch eine eigene Wirklichkeit erschafft. Mantus ist meine eigene Welt in der ich sein kann wie ich sein will und zeigen kann wer und was ich wirklich bin. Hinter der Musik und den Texten steckt ein Lebensgefühl das ich vermitteln möchte und ich weiß, da draußen gibt es viele die bereit sind sich darauf einzulassen. Jedoch hat nicht jeder Song den ich mache einen ideologischen oder philosophischen Hintergrund. Manchmal entstehen die Lieder je nachdem wie ich mich gerade fühle und was ich ausdrücken möchte. Z.B. wenn ich nachdenklich oder traurig bin fällt es mir sehr leicht einen passenden Song zu schreiben. Und wenn ich die Traurigkeit versuche auszudrücken, gewinne ich durch die entstandenen Melodien wieder ein Gefühl von Stärke.

Wie sieht es mit den Texten aus, wie entstehen diese? Wie bringst Du Musik und Texte zusammen? Entsteht dabei eines von beiden zuerst und der andere Teil wird dann hinzugefügt?
Martin: Musik und Texte bilden bei Mantus immer eine Einheit und sind untrennbar miteinander verwoben. In der Praxis sieht es meist so aus, dass ich auf der Gitarre eine Struktur entwickle, dann erstelle ich die ersten Arrangements und dabei entstehen die ersten Melodien. Und mit den Melodien versuche ich gleichzeitig eine erste Version des Textes zu machen. Oft ist es der Refrain der als erstes entsteht und die Strophe wird dazugesetzt. Eine endgültige Version des Textes gibt es erst dann, wenn die Musik des Songs fertig ist.

Welchen musikalischen Einflüssen gibst Du Dich hin? Gibt es deutliche Einflussquellen, auf die Du Dich berufst?
Martin: Ich glaube, heutzutage habe ich keine direkten Einflussquellen mehr und Mantus kann durch einen eigenständigen Sound überzeugen. Sicher ist es so, dass unbewusst einige Elemente von Musik anderer Künstler in mein Songwriting mit einfließt, aber es ist von mir niemals gewollt, irgendjemanden zu kopieren oder Ideen anderer Musiker auf Mantus zu übertragen. Allerdings stelle ich mir manchmal vor, wenn ich etwas wirklich gutes und neues höre, wie denn dieser Stil auf Mantus angewendet klingen würde. Z.B. die orchestralen Elemente bei "Mother Earth" von Within Temptation; und wenn ich mir diesen neuen Sound vorstelle, entstehen dann wiederum neue Ideen für den Mantussound.

Was beschäftigt Dich neben der Musik? Lässt Du Dich für Deine Texte auch von Literatur beeinflussen?
Martin: Ich lese sehr gerne und so viel es mir möglich ist. Auch sehe ich mir gerne gute Filme an. Ich mag fast alles was tiefgründig und auf irgendeine Weise tragisch ist. Das Buch was ich gerade lese, ist "Die lachende Maske" von Hugo; der letzte Film den ich gesehen habe ist "Dancer in the dark" von Lars von Trier. Direkten Einfluß auf die Texte haben diese Sachen nur selten, jedoch ist Mantus, wie gesagt, eine persönliche Weltanschauung und so fließt alles irgendwie zu einem ganzen zusammen.

Du beschäftigst Dich neben Mantus auch mit Nebenprojekten. Mit welcher Art von Musik beschäftigst Du Dich dabei?
Martin: Es sind verschiedene Nebenprojekte anvisiert, die mit der Zeit sicherlich alle mal realisiert werden. Zum Teil sind es Projekte die ich mit anderen Musikern anderer Bands machen will, zum Teil sind es Soloprojekte. Das aktuellste ist im Moment das Projekt "Black Heaven", das in diesen Wochen produziert werden soll. Es handelt sich dabei um elektronische Gothic Musik, tanzbar und nachdenklich, treibend und mystisch. Thalia wird bei diesem Projekt auch als Sängerin eingesetzt. Es ist im Prinzip ein völliger Gegensatz zu Mantus, aber gerade das hat mich gereizt, mal etwas völlig anderes zu machen. Es ist ein guter Ausgleich und ich bin gespannt wie dieses Projekt bei den Leuten ankommen wird.

Haben diese Nebenprojekte letztendlich auch einen Einfluss auf dass, was Du mit Mantus machst?
Martin: Nein, das hat absolut keinen Einfluß auf Mantus. Ich will mit diesen Projekten die Elektronik vom rockigen Gitarrensound trennen. Also Mantus wird sich in die Richtung entwickeln, die ich mit "Abschied" eingeschlagen habe.

Wie sehen Deine zukünftigen Pläne, insbesondere mit Mantus aus? Planst Du irgendwelche Liveaktivitäten?
Martin: Im Augenblick kann ich nicht viel dazu sagen. Es wird sich zeigen, welche Wege wir mit Mantus noch bestreiten werden...