GOTHICWORLD 07/2003

The Gothicworld (Juli 2003)

Interview mit Martin Schindler

Gleich meine erste Frage euer drittes Album betreffend: Wo steht Mantus jetzt? Wie haben sich Mantus entwickelt und wo ist beim Schreiben der Songs dein gedanklicher Marsch durch die Welt?
Martin: Hi Stephan. Mantus ist mir nach wie vor sehr wichtig und so verbringe ich einen Großteil meines Lebens mit komponieren und der dazugehörigen Lyrik. In der Musik kann ich meine eigene Welt erschaffen mit allen Überzeugungen und Absurditäten die ich idealisiere. Die Musik ist ein Teil von mir und durch sie spüre ich lebhaft das ich existiere. Ich versuche die Wirklichkeit durch eine erdachte Realität zu ergänzen und jede Note und jedes Wort wird dadurch zu persönlicher Wahrheit. Ich lade die Menschen ein, in mein Reich vorzudringen um ihnen eine Welt von grenzenlosem Leid und Liebe näher zu bringen und es liegt an ihnen ob sie bleiben oder verständnislos wieder gehen. Auf "Fremde Welten" haben wir uns wie auf jedem neuen Album weiterentwickelt, textlich wie musikalisch. Themen wie Liebe, Existenzangst, Schmerz und Tod werden wohl immer eine wichtige Rolle bei Mantus spielen, jedoch versuche ich auch, mich der Welt da draußen nicht zu verschließen um ihr zu sagen wie ich über sie denke, und so haben diesmal auch Themen wie Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Hass Einzug in die Musik genommen. Musikalisch geht es ein bisschen in die Richtung klassischer Gothic Rock, aber mit der gewohnten Romantik. Gitarren, Schlagzeug und Synthiesounds sind die wichtigsten Elemente in meiner Musik, gepaart mit dem Wechselgesang von Thalia und mir. Sicherlich sind wir auch etwas eingängiger geworden. Es kann aber durchaus sein, dass auf dem nächsten Album die Kompositionen wieder anders ausfallen. Die Musik entsteht bei mir aus dem Moment heraus, Melodien kommen beim experimentieren mir Arrangements und dann hab ich meistens schon den Text im Kopf. Ich bin immer wieder selbst überrascht, was ich am Ende der Produktion zu hören bekomme.

Was sagst du zu den Vorwürfen, dass Mantus verkitschten Gothick ohne Abwechslung machen?
Martin: Das ist mal wieder eine der üblichen Fragen und eigentlich gebe ich darauf immer die gleichen Antworten, aber allmählich hab ich kein Verständnis mehr für diesen Vorwurf. Ich will es mal so sagen, wenn es um die Texte geht, hat derjenige entweder keine Ahnung von anspruchsvollem lyrischen Ausdruck, überzeugter Romantik oder gotischer Lebenskultur, oder er hat sich mit den Texten nicht wirklich beschäftigt, hat deshalb keinen Bezug dazu und kann sie nicht verstehen. Ich lass es nicht mehr gelten, mich in eine Schublade stecken zu lassen, nur weil ich in deutscher Sprache texte. Wer sich nicht auf die Texte einlassen will, der soll sich eine Mantus Platte erst gar nicht anhören, und wer mit besserwisserischen Vorwürfen daherkommt, verdient höchstens meine Verachtung, mehr aber auch nicht. Es gibt Leute die ihre Ideale versuchen auszuleben und viele Leute mit ihrer verstocken Nüchternheit wissen gar nicht was ihnen im Leben alles entgeht. Musikalisch gesehen ist es sicherlich richtig, dass wir keine allzu komplizieren Kompositionen verwenden. Das ist nun mal mein Stil und ich lege mehr Bedeutung auf die Melodien und den Gesang. Abwechslung ist zwischen den drei Alben dennoch zu spüren. Ich versuche nur, meinem Stil treu zu bleiben, weil ich es so am besten kann und damit selbst zufrieden bin. Außerdem ist das Feedback was ich von den Leuten bekomme fast durchweg positiv, also scheine ich ja wohl auf dem richtigen Weg zu sein.

Was willst du bei dem Hörer bewirken?
Martin: Mit meiner Musik versuche ich, den Hörern eine Alternative zu bieten zur grauen und verständnislosen Wirklichkeit, die uns da draußen jeden Tag erwartet. Ich versuche die Leidenschaft in jeglicher Hinsicht wieder zu erwecken, die in der Realität immer mehr verloren geht. Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit sind die Markenzeichen unserer Zeit, aber es geht auch alles viel bedachter und bedeutungsschwerer als uns vorgegaukelt wird. Die Welt von Mantus ist romantisch und das Leid des einzelnen steht im Mittelpunkt. Auch ist sie überaus traurig, denn das ist das Gefühl durch welches ich am stärksten spüre dass ich lebe und die Melancholie gibt mir viel an Kraft zurück. Für mich ist die Welt traurig und doch auch wunderschön...